Tag 5: Kibo Hut (4.703 m) => Uhuru Peak (5.895 m), Freitag, 07. Sept.
23.15 Uhr. Der entscheidende Tag. Simon kommt in unser Zimmer und bringt uns das Frühstück. Hunger hat auch jetzt noch niemand. Bis auf etwas Tee und zwei, drei Scheiben Toast bleibt alles auf dem Tisch. Um unseren Energiebedarf zu decken, würgt sich jeder einen Energieriegel hinein. Zwei nehme ich mir für später noch mit. Die Frage von Godfrey, wie wir uns fühlen, haben wir sofort mit „We are ready to climb the mountain“ beantwortet.
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So ging es gegen Mitternacht bei etwa minus 10°C im Gänsemarsch Serpentine für Serpentine hoch Richtung Gilman’s Point. Nachdem wir als eine der letzten Gruppen an diesem Tag aufgebrochen waren, sahen wir viele kleine Lichtkegel, die sich dem Berg hinaufschlängelten. Um die Motivation noch zu erhöhen, bekam jeder einen afrikanischen Spitznamen und Peter und Godfrey sangen das Kilimandscharo-Lied (Ich kann Euch ein später gedrehtes Video zur Verfügung stellen). Nach jedem Ende des Liedes kam dann von Godfrey die Frage “Impalla, how are your feeling?“ „I’m fine“, antwortete Andrea. Danach waren Alex (Zebra) und ich als Giraffe dran. Godfrey war für uns der African Buffalo und Peter der Monkey. Die Viecher seht Ihr später im Safari-Bericht. Nach drei Stunden Aufmarsch und einer Höhe von ca. 5.300 m machte sich bei Andrea leider vom einen auf den anderen Moment die extreme Höhe bemerkbar. Zuerst kam der Energieriegel wieder zum Vorschein, und danach jeder weitere Schluck Wasser, den sie getrunken hatte. Letztlich folgte völlige Erschöpfung. Wir sprachen mit Godfrey und er meinte, dass es so nichts Außergewöhnliches sei und durchaus vorkommen kann. Einzige vernünftige Lösung: Niedrigere Höhe! So beschlossen wir, dass er mit Andrea zur Kibo Hut absteigt und Peter, Alex und ich weiter aufsteigen. Man bedenke, dass im Jahr ca. 25.000 Personen den Kili besteigen wollen und nur ca. 50% aller Gipfelanwärter ihr Ziel auch erreichen.
Das war’s leider für Andrea auf 5.300m
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So quälten wir uns Meter für Meter den scheinbar unendlich langen Weg Richtung Gipfel entgegen. Nach weiteren drei Stunden erreichten wir kurz vor 6.00 Uhr morgens und genau im Zeitplan den Gilman’s Point auf 5.681m am Rand des Kibo-Kraters.
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Offiziell gilt dieser Aussichtspunkt bereits als Besteigung des Kilimandscharo, doch für uns war klar, dass der Weg noch weiter gehen sollte, wenn wir schon mal hier sind. Als nächstes Kurzziel nahmen wir uns den Stella Point auf 5.739m vor, welchen wir nach ca. 25 min erreichten. Eine kleine Trinkpause und weiter ging der Weg….
Uhuru Peak – 5.895m
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Um 6.48 Uhr ist es endlich soweit! Wir stehen am Uhuru Peak, den Gipfel des Kilimandscharos, dem Dach Afrikas . Der Ausblick ist einfach der Hammer. Der Blick nach Osten zeigt uns einen beindruckenden Sonnenaufgang über Kenia, den wir so noch nirgends vorher gesehen hatten. Nach Westen erstrahlen die Gletscher im Sonnenlicht und die Spitze des Mount Meru mit 4.562m blitzt durch die Wolkendecke. Für kurze Zeit vergessen wir unsere Kopfschmerzen und den eisigen Wind. Uns kommt es vor, als ob Sturmtief Kyrill hier oben aufgezogen wäre, um die ca. minus 15°C noch viel kälter erscheinen zu lassen. Ich weiß: Ihr denkt jetzt bestimmt, der übertreibt doch… Der steht doch mit der Strickjacke oben… Hierzu kann ich Euch sagen, dass ich mir das Ötztalkostüm nur schnell für das Gipfel-Fotoshooting anzog und auch mächtig gefroren habe. Von hier aus schöne Grüße auch an unsere Tiroler Freunde…
So, genug geplaudert… Hier noch ein paar Eindrücke vom Gipfelplateau….
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Der Rückweg zur Kibo Hut ist schnell erzählt. Nach einer halben Stunde Gipfelaufenthalt ging es über Stella und Gilman’s Point den gleichen Weg wieder zurück zur Kibo Hut. Den losen Lavaschutt rutschten wir im Skifahrerstil hinunter, so dass wir bereits um 9.00 Uhr wieder auf der Kibo ankamen. Hier trafen wir auf Andrea, die sich wieder ganz gut erholt hatte und fitter war als ich. Alex ging es auch gut. Geplant war, bis 14.00 Uhr auf der Hütte zu verweilen und dann auf die Horombo Hut abzusteigen… Da mein Schädel nach der ganzen Anstrengung inzwischen so stark brummte, als ob ich mich eine Woche lang von Riedl‘s Starkbierbock ernährt hätte, beschlossen wir gleich, in niedere Gefilde abzusteigen. So wich mit jedem Meter ein Stück der Schmerzen und als wir gegen 11.00 Uhr im Horombo- Lager ankamen, waren wir alle wieder ok und freuten uns aufs Bettchen . Den Nachmittagstee ließen wir ausfallen, und selbst das Abendessen war äußerst kurz, da wir nur noch schlafen wollten.
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