Nachdem ich mit meinem Seilpartner Marco Bauer letztes Jahr schon sehr erfolgreich im Monte Rosa–Massiv unterwegs war und fünf Viertausender (Breithorn, Breithorn Mittelgipfel, Castor, VincentPyramide und Signalkuppe) besteigen beziehungsweise überschreiten konnte, war der Entschlussschnell gefasst: Dieses Jahr musste die Dufourspitze her! „Die Besteigung der Dufourspitze über denNormalweg ist erheblich anspruchsvoller als der Mont-Blanc-Normalweg, zumal die Hauptschwierigkeitenerst am luftigen Gipfelgrat liegen“, schreibt Richard Goedeke in seinem Führer„Normalrouten auf alle Viertausender der Alpen.“ „Hoffentlich haben wir uns da nicht übernommen“,ging es mir im Vorfeld mehrere Male durch den Kopf.
So wurden dieses Jahr die Vorbereitungen doch etwas ernster genommen und 270 km mit Rucksack durch die heimischen Wälder gewandert und hinterher nächtelang mit Hilfe von Internet und Führerliteratur die Touren akribisch recherchiert!Am Freitag, 09. Juli ... ging´s dann endlich los. Zum Akklimatisieren fuhren wir zu unserem mittlerweile guten Freund Florian Fiegl, Hüttenwirt der Hochstubaihütte in den Stubaier Alpen. Von Sölden aus starteten wir den Aufstieg über Fiegls Gasthaus und Himmelsleiter auf die 3174 Meter hoch gelegene Hütte. Für die 1800 Meter Höhenunterschied benötigten wir fünf Stunden. Ausgesprochen hat es zu diesem Zeitpunkt zwar keiner, aber von dieser Zeit waren wir maßlos enttäuscht: Wofür das ganze Training, die Montblanc-Besteigung geht auf dieser Höhe erst los! All diese Gedanken ließen mich am Samstag bis ca. 04 Uhr in der Frühe kein Auge zutun – oder lag es am Geburtstag von Flo´s Schwester, zu dem wir spontan mit eingeladen wurden und den wir in der Küche der Hochstubaihütte feuchtfröhlich feierten. Noch etwas müde und mitgenommen stiegen wir am Sonntag wieder ab nach Sölden.
Nach der Weiterfahrt in Richtung Herbriggen nahe Zermatt ging´s am Montag, 12. Juli mit Hilfe der Gornergratbahn zur neuen Monte Rosa–Hütte.
„Monte Rosa-Hotel“ würde wohl besser passen für dieses einzigartige Bauwerk das mehr Ähnlichkeit mit einer Raumstation als mit einer Hütte hat. Da sich die Hütte zu 90 Prozent selbst mit Energie versorgt und aufgrund ihrer Bauweise absolut sturmsicher ist, werden wir ihr Aussehen nicht weiter bemängeln. Das Essen, die Lager, die sanitären Einrichtungen und alles andere ist nämlich wirklich spitzenmäßig! Am Dienstag bescherte uns das Wetter noch einmal einen Tag Verschnaufpause. Als wir um 01.30 Uhr aufstanden, war gerade ein schweres Gewitter zwischen Signalkuppe und Liskamm. Auf der Terrasse der Monte–Rosa Hütte hagelte es.
Kein guter Tag für die Besteigung des höchsten Berges der Schweiz! Schnell waren wir wieder in unseren Betten. Nach einem gemütlichen Frühstück um 07.30 Uhr erkundeten wir das untere Drittel unserer Aufstiegsroute. Direkt über der Oberen Plattje kamen schon die ersten Schwierigkeiten auf uns zu. Am Beginn des Monte Rosa–Gletscher auf 3200 Meter waren schon sehr viele Spalten offen und die Schneebrücken recht instabil. Trotzdem fanden wir einen guten Weg durch das Spaltengewirr. Da uns beiden klar war, dass dies bei Nacht und im Schein der Stirnlampen nicht so einfach werden würde, versuchten wir uns den Weg gut einzuprägen. Weil wir vor Mittag aus dem morschen Eisbruch wieder draußen sein wollten, kehrten wir auf 3580 Meter um und gingen zurück zur Monte Rosa-Hütte.
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